Viele die eine Berufsausbildung abgeschlossen und ein paar Jahre Erfahrung gesammelt haben, möchten sich weiterqualifizieren. Die Gründe dafür sind schnell gefunden. Schließlich ist es mit einem weiteren qualifizierten Abschluss nicht nur möglich mehr Verantwortung zu bekommen, sondern auch ein höheres Einkommen zu erzielen. Die meistgenutzten Weiterbildungsmöglichkeiten sind die zum Meister und Techniker. Bei diesen Qualifizierungen handelt es sich um sogenannte Aufstiegsfortbildungen, die wie es die Bezeichnung schon andeutet, auf der Berufsausbildung aufbauen und mit einem staatlichen oder staatlich anerkannten Abschluss enden. Doch welcher Abschluss ist nun besser? Soll ich Handwerksmeister, Industriemeister oder lieber staatlich geprüfter Techniker werden?
Der Handwerksmeister
Fangen wir mit der Fortbildung zum Handwerksmeister an. Diese Weiterbildung richtet sich in erster Linie an Gesellen und Facharbeiter, die im Handwerk beschäftigt sind und dort einen eigenen Betrieb gründen, oder mehr Verantwortung im Angestelltenverhältnis übernehmen wollen. In ein paar Handwerksberufen ist es sogar so, dass der Handwerksmeisterabschluss zwingend gemacht werden muss, um einen eigenen Betrieb zu eröffnen und sich dann auch Meisterbetrieb nennen zu dürfen.
Die Fortbildung selber besteht aus den folgenden Bausteinen:
- Teil I: Praktisches Fachwissen, dokumentiert durch: Meisterarbeit (Konzept, Entwurf und Kalkulation), Anfertigung des Meisterstücks
- Teil II: Theoretisches Fachwissen, dokumentiert durch Klausuren
- Teil III: Betriebswirtschaft, Buchführung und Recht, dokumentiert durch Klausuren
- Teil IV: Berufs- und Arbeitspädagogik, dokumentiert durch Klausuren und eine Unterweisungsprobe
Wenn man sich nun die Struktur der Weiterbildung anschaut, die bei jeder Fachrichtung identisch ist anschaut, dann wird hier nicht nur auf Theorie, sondern auch einen hohen Praxisbezug Wert gelegt. Das ist der große Vorteil dieser Fortbildung, die es so in keiner der beiden anderen hier vorgestellten Qualifizierungen gibt. Auch der betriebswirtschaftliche Teil ist beim Handwerksmeister umfangreich wie beispielsweise beim Industriemeister, der auf einen anderen Arbeitsbereich abzielt.
Es ist also so, dass ein Handwerksmeister hauptsächlich für die Führung eines eigenen oder fremden Handwerksbetriebs qualifiziert wird. Diese spezialisierten Generalisten sind schon auch in der Industrie oder in anderen Bereichen zu finden, allerdings nicht so stark wie die beiden anderen Fortbildungen, die ich hier noch vorstellen werde. Die Fortbildung zum Handwerksmeister sollten Sie also dann in Erwägung ziehen, wenn Sie Ihr berufliches Ziel in der Führung eines Handwerksbetriebes oder in einer leitenden Position in diesem Bereich sehen.
Vom Verdienst her werden sich die Industriemeister, Handwerksmeister und staatlich geprüfter Techniker so ziemlich gleich auf sein. Auch wenn ein Techniker in der Industrie meist höher eingestuft wird, kommt es immer auch auf den Aufgabenbereich, die weiteren Qualifikationen und viele andere Dinge an.
Der Industriemeister
So wie es die Fortbildung zum Handwerksmeister in verschiedenen Fachrichtungen gibt, gibt es auch den Industriemeister für unterschiedliche Bereiche wie Metall, Elektro oder Mechatronik. Im Gegensatz zum Meister im Handwerk, ist ein Industriemeister bzw. eine Industriemeisterin auf qualifizierte Fach- und Führungsaufgaben in der Industrie geschult worden.
Die Prüfungs- und Ausbildungsbereiche beim Industriemeister gliedert sich in zwei Prüfungsteile:
- fachrichtungsübergreifender Teil (Basisqualifikation)
- fachrichtungsspezifischer Teil (Handlungsspezifische Qualifikation)
Neben diesen beiden Fortbildungsschwerpunkten, ist eine Ausbilderqualifizierung, die beispielsweise bei der IHK abgelegt werden kann Pflicht.
In der Regel ist ein Industriemeister nach seinem erfolgreichen Abschluss, in den Bereichen Planung, Steuerung und Optimierung zu finden. Er bzw. ist sowohl in der Ausbildungsabteilung, als auch in der Arbeitsvorbereitung oder in der Fertigungssteuerung zu finden. Natürlich hängt der Arbeitsbereich eines Industriemeisters auch von Ausbildung, Erfahrung und weiteren Qualifikationen ab.
Wer also plant in einem dieser Bereiche zu arbeiten bzw. Karriere zu machen, kann diese Fortbildung durchaus machen. Wie auch bei den anderen beiden Aufstiegsfortbildungen, kann Meister Bafög beantragt werden und der Verdienst steigt in der Regel danach auch.
Staatlich geprüfter Techniker
Die Weiterbildung zum Techniker ist die umfangreichste unter den hier vorgestellten. Schließlich muss ein Techniker, bevor er bzw. sie den Abschluss bekommt mindestens 2.400 Stunden Unterricht und viele Prüfungen hinter sich bringen. Besonders die allgemeinbildenden Bestandteile der Aufstiegsfortbildung machen den staatlich geprüften Techniker so umfangreich und anspruchsvoll.
Der Aufgabenbereich eines staatlich geprüften Technikers befindet sich an der Brücke zwischen Entwicklung, Konstruktion und Produktion. Auch in der Kundenberatung sind staatlich geprüfte Techniker häufig zu finden. Im Gegensatz zu den Meistern, die eher im praktischeren Bereich eines Betriebes zu finden sind, ist ein Techniker eher ein Theoretiker. Er muss während seiner Fortbildung kein Meisterstück anfertigen, aber theoretisch einfach viel mehr Wissen aufbauen. Wer also eher in theoretischen Bereichen arbeiten möchte, kann durchaus die Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker ins Auge fassen.
Es kommt also auf die Ziele an
Nun hab ich Ihnen ein paar Zeilen über die drei Fortbildungsmöglichkeiten geschrieben und bin auch auf die jeweiligen Besonderheiten eingegangen. Es ist nun so, dass es nicht die Qualifizierung gibt, die überall und für jeden Facharbeiter oder Gesellen gleich gut passt. Es kommt immer darauf an, welche beruflichen Ziele mit so einer Weiterbildung verfolgt werden soll. Das Geld sollte da nicht der wichtigste Faktor sein. Schließlich liegen alle drei Weiterbildungen nahe zusammen und es kommt nicht nur auf die eine Weiterbildung sondern auf das Gesamtpaket, welches Sie einem Arbeitgeber bieten, an.
Ein Studium ist als Handwerksmeister, Industriemeister und staatlich geprüfter Techniker möglich
Wer nach seiner beruflichen Fortbildung noch ein Hochschulstudium anstrebt, kann das mit jeden dieser drei Abschlüsse machen – auch ohne Fachhochschulreife oder Abitur. Als Vorbereitung für das Lernen an der Hochschule hat ein Techniker bessere Karten. Der Grund liegt in der vertieften Theorieausbildung und den allgemeinbildenden Inhalten, die ja auch fürs Studium wieder wichtig sind. Der Meister dagegen hat hier den Vorteil, dass die Fortbildung nicht so lange dauert, wie beim Techniker. So kann ein Meister schneller mit dem Studium beginnen und so natürlich auch schneller das Ziel erreichen. Wie bereits geschrieben, kommt es immer auf die Ziele und Vorlieben an. Ein Plan, gute Informationsrecherche und ehrliche Fixierung der Ziele sind die Schlüssel für den Erfolg einer Weiterbildung.
Letztendlicher Bildungsmaßstab ist die behördliche Laufbahnzuordnung. Meister, SgTechniker werden dort dem mittleren Dienst zugeordnet. Beide werden der DQR -Niveaustufe 6 zugeordnet und haben den Zugang zum HS-Bachelorstudium.
Von Interesse ist die Frage, wo grundsätzlich die Gleichwertigkeit zwischen der Kammerprüfung Meister und dem Abschluss der zweijährigen Fachschule zum SgTechniker festgestellt wurde.
Wie ihrem Artikel zu entnehmen ist, will ein Handwerk über Jahre hinweg durchaus gelernt sein! Meine Mutter meinte immer, wir gehören zur ‚intelligentia‘, und die Arbeit mit den Händen bekomme uns nicht. Als mein Bruder ihr dann von diversen Facharbeiter-Jobs geschwärmt hat, und ganz nebenbei das Gehalt erwähnte, war sie plötzlich anderer Meinung.